Daniel Gallati schaut den Menschen gerne tief in die Augen. «Die Augen eines Menschen verraten viel über seinen Gesundheitszustand», sagt er. Zum Beispiel, ob diese Person sich ausgewogen ernährt, genügend an der frischen Luft ist, ob sie die Nieren oder Leber plagen, Bluthochdruck oder Diabetes. Daniel Gallati ist einer von nur 53 zertifizierten Gesundheitsoptikern in der Schweiz und führt ein Geschäft in Näfels, in dritter Generation. An diesem Nachmittag betritt der Kunde Thomas Szegö den Laden. Der 30-jährige Schlosser braucht eine neue Brille. Daniel Gallati führt ihn nach hinten zum Sehtest und zur Vorsorgeuntersuchung.
Mit den neusten Messmethoden ausgerüstet
Der Sehtest ist dabei der herkömmliche Teil, den jedes Optikergeschäft anbietet, wobei sich Gallati auch hier von der Masse abhebt. Messbrille und Sehprobentafel sind weit und breit nicht in Sicht. Dafür wird Thomas Szegö hinter einem sogenannten Phoropter platziert – einer modernen Apparatur, welche die altmodische Messbrille ersetzt. Als Nächstes unterzieht er seinen Kunden einem Verfahren zur Darstellung der verschiedenen Schichten der Netzhaut. Weiter geht es an der Spaltlampe, an der Daniel Gallati die Augen von Thomas Szegö stereoskopisch untersucht. Beides gibt Aufschluss über die physiologische Augengesundheit: Existieren Narben auf der Hornhaut, welche die Sicht beeinträchtigen? Wie ist der Tränenfilm beschaffen? Früher konnten solche Fragen nur Augenärzt*innen beantworten. Heute kann auch ein gut ausgerüsteter Gesundheitsoptiker wie Daniel Gallati Auskunft darüber geben.
Kampf gegen Kurzsichtigkeit
Einen Haken hat es für Thomas Szegö allerdings, dass ihn kein*e Augenärzt*in, sondern ein Gesundheitsoptiker untersucht: Die Leistungen des Optikers sind durch die Grundversicherung nicht gedeckt, ein Sehtest bei Augenärzt*innen hingegen wäre es. Thomas Szegö wird den Sehtest und die Vorsorgeuntersuchung aus eigener Tasche bezahlen müssen, was ihn 110 Franken kostet. Doch er sieht es positiv: Will er eine neue Brille, ist ein Sehtest die Grundlage, und beim Gesundheitsoptiker geht beides in einem. Den finanziellen Schmerz lindert, dass sich seine Krankenversicherung zumindest an den Brillengläsern über die Zusatzversicherung beteiligt. Apropos Krankenversicherungen: Seit dem 1. Juli 2024 übernehmen diese für Kurzsichtigkeitskontrollen und -massnahmen bei Kindern neu 850 Franken pro Jahr, zuvor war es nur ein Fünftel dessen. «Angesichts der zunehmenden Kurzsichtigkeit ist das eine gute Sache», sagt Daniel Gallati und gibt Tipps zum Lesen am Bildschirm: «Nicht weniger als eine Unterarmlänge Abstand und nicht länger als 15 Minuten am Stück.» Gerade Kinder, deren Augen noch wachsen, könnten sich so vor Kurzsichtigkeit schützen.
Sehenswertes im Walensee
Zurück zu Thomas Szegö, der mit seinem Gesundheitsoptiker eine Leidenschaft teilt: das Tauchen. Wie gut er unter Wasser sieht, ist allerdings fraglich, denn unter der Tauchmaske trägt er weder Brille noch Kontaktlinsen. Dabei würde eine Zusatzversicherung auch bei Spezialbrillen ihren Beitrag leisten. Beim Tauchen ist die Notwendigkeit einer gestochen scharfen Sicht jedoch weniger gegeben als im Berufsalltag, in dem heutzutage alle tadellos sehen müssen – deshalb nahm Thomas Szegö die Limitationen wohl bislang in Kauf.
Bislang. Denn Daniel Gallati korrigiert auch Tauchmasken. «Die Schwierigkeit beim Korrigieren von Tauchmasken ist die, dass man nur einen Versuch hat, die korrigierten Gläser ohne Luftblasen auf der Scheibe der Maske zu platzieren.» Gut eine Stunde und viel Fingerspitzengefühl benötigt der Optiker, bis er die Gläser geschliffen und sauber in die Maske geklebt hat. Und so hat sich Thomas Szegös Sicht der Dinge dank Daniel Gallati innert weniger Stunden markant verbessert. Sogar unter Wasser.
Kundenmagazin Clever 1/2025
Dieser Beitrag erschien im Kundenmagazin Clever. Entdecken Sie noch weitere Beiträge zum Thema Gleichgewicht. Zum Beispiel die Infografik, die zeigt, wie unser Gleichgewichtssinn funktioniert.










