Die Bevölkerung in der Schweiz wird immer älter. Der Anteil älterer Menschen im Vergleich zu den jüngeren ist einer der Hauptgründe, warum die Gesundheitskosten seit Jahren steigen. Ältere Menschen nehmen öfter medizinische Leistungen in Anspruch. Dazu gehören auch Medikamente. Diese sind in der Schweiz teurer als im Ausland. Ein weiterer Grund ist die Versorgungslage in der Schweiz: Es gibt immer mehr medizinische Fachpersonen, die Leistungen anbieten. Zudem sind die Leistungen tendenziell teurer geworden. Fachleute sprechen von einer Überversorgung.
Für die jährliche Berechnung der Prämien stützt sich der Bund vor allem auf Zahlen aus dem Vorjahr sowie den erwarteten Kosten im laufenden und dem nächsten Jahr.
Warum steigen die Gesundheitskosten weiter an?
Die Gründe für den weiteren Kostenanstieg beschäftigen die Politik und die Gesundheitsbranche schon länger. Einer der grössten Kostentreiber bleiben die Arzt- und Spitalleistungen. Aber auch das sehr starke Wachstum bei den Pflegeleistungen für Angehörige sowie die zunehmenden Laboranalysen sind auf die Entwicklung zurückzuführen.
Das bis anhin geltende Tarifsystem Tarmed stellt gemäss santésuisse einen Fehlanreiz dar, was zu einer Über- und Fehlversorgung führte. Ab dem Jahr 2026 tritt das neue Tarifwerk Tardoc für ambulante Behandlungen in Kraft und löst das alte Tarifsystem Tarmed ab.
Einen Spitzenplatz belegt die Schweiz bei den Preisen für Medikamente. Die Schweiz hat im europäischen Vergleich die höchsten Preise und höchsten Pro-Kopf-Kosten für Medikamente.
Die ambulanten Pflegekosten, die aus der obligatorischen Grundversicherung vergütet werden, steigen seit Jahren an. Dies ist unter anderem auf die Pflege zu Hause zurückzuführen, welche seit einem Bundesgerichtsentscheid durch die Krankenversicherer vergütet werden muss.
Was ist das Rezept gegen steigende Gesundheitskosten?
Der Bundesrat hat bereits im Jahr 2018 ein Programm verabschiedet, das den Kostenanstieg im Gesundheitswesen dämpfen soll. Mit ersten Massnahmen setzte er bei den Preisen für Medikamente und Laboranalysen sowie beim Ärztetarif Tarmed an. Für die weiteren Massnahmen braucht es Gesetzesänderungen, also die Zustimmung des Parlaments. Dieses berät über die Vorschläge des Bundesrats und über zwei Initiativen, welche die Gesundheitskosten eindämmen sollen.
Die möglichen Hebel für Einsparungen sind bekannt, da sind sich der Bund und der führende Branchenverband santésuisse einig:
Die Spitalplanung muss bestehende Strukturen kritischer hinterfragen und sich am Wandel zur ambulanten Versorgung sowie an gesetzlichen Vorgaben ausrichten. Eine verstärkte, kantonsübergreifende Koordination ist für eine qualitativ hochstehende und ressourcenschonende Gesundheitsversorgung zentral.
Durch die Einführung des neuen Tarifwerks Tardoc sollen ambulante, häufig durchgeführte Behandlungen kostengünstiger erbracht werden. Neu werden 1’400 anstatt 4’600 Einzelpositionen abgerechnet und für 315 häufige medizinische Eingriffe werden neu Pauschaltarife eingeführt.
Der Bund hat hier bereits angesetzt und die Preise für Arzneimittel gesenkt. Das geht santésuisse aber zu wenig weit. Alle Medikamentenpreise sollen regelmässig mit jenen im Ausland überprüft und angepasst werden. Zudem soll der Anteil an verschriebenen Generika deutlich höher werden.
Der Leistungskatalog der Grundversicherung ist in den letzten Jahren ständig erweitert worden. Dies hat zum Anstieg der Kosten und Prämien beigetragen. Der Leistungskatalog muss deshalb regelmässig nach den Kriterien Wirksamkeit, Zweckmässigkeit und Wirtschaftlichkeit überprüft und den neusten Erkenntnissen angepasst werden.
Was können die Krankenversicherungen tun?
Per Gesetz sind Krankenversicherungen verpflichtet, die Rechnungen ihrer Kundschaft zu kontrollieren, korrigieren und allenfalls zurückzuweisen. Damit verhindern sie unnötige Kosten, die alle Versicherten zu tragen haben. Gemäss Erhebungen können jährlich bis zu 3,5 Milliarden Franken, eingespart werden. Auch neue Angebote können kostensparend sein. Immer mehr Krankenversicherungen bieten in der Grundversicherung alternative Modelle an. Etwa, wenn Versicherte nicht gleich die Hausarztpraxis aufsuchen, sondern sich zunächst digital oder telefonisch von medizinischen Fachpersonen beraten lassen. Auch bieten Krankenversicherungen zunehmend finanzielle Unterstützung für Versicherte, die sich fit halten und so für ihre Gesundheit vorsorgen.
Was kann ich als versicherte Person tun?
Jede Person kann Ihren Teil dazu beitragen, damit die Gesundheitskosten nicht weiter übermässig steigen. Sparen Sie bei Medikamenten und prüfen Sie die Verwendung eines preisgünstigen Generikas. Überprüfen Sie ebenfalls Ihre Arztrechnungen, wählen Sie ein alternatives Grundversicherungsmodell, holen Sie sich im Zweifelsfall oder vor grösseren Behandlungen eine Zweitmeinung ein, nehmen Sie keine unnötigen Leistungen in Anspruch und vor allem eines: tragen Sie Ihrer Gesundheit Sorge.