Wenn die Natur zum Leben erwacht, ziehen uns die ersten warmen Sonnenstrahlen nach draussen. Doch der Frühling hat auch seine Tücken: «Die Pollenallergie ist die häufigste allergische Erkrankung in der Schweiz. Jede fünfte Person leidet darunter», sagt Bettina Ravazzolo, Expertin bei aha! Allergiezentrum Schweiz. Betroffene kämpfen mit vielseitigen Symptomen wie allergischem Schnupfen, Niesattacken und tränenden Augen. Auch erschwerte Nasenatmung, Juckreiz im Gaumen, Heiserkeit und Hustenreiz kommen oft vor.
6 pflanzliche Übeltäter
Die Pollenallergie (Pollinosis) wird umgangssprachlich als Heuschnupfen bezeichnet. Betroffene reagieren jedoch nicht allergisch auf Heu, sondern auf Eiweisse von bestimmten Baum-, Strauch-, Gräser- und Getreidepollen. «Das Immunsystem bildet Antikörper gegen die Pollen, Histamin wird ausgeschüttet und es kommt zu Entzündungen der Augenbindehaut und der Nasenschleimhaut», erklärt die Expertin. Diese Beschwerden werden zu 95 Prozent von sechs Pflanzen ausgelöst: Gräser, Birken, Eschen, Haseln, Erlen und Beifuss.
Von Januar bis im Spätsommer
Die Pollensaison startet bereits im Januar mit Hasel und Erle. Birke und Esche sind vor allem im März und April aktiv. Von Mai bis im Spätsommer fliegen Gräserpollen. Wann Pflanzen zu blühen beginnen und wie stark ihr Blütenstaub unterwegs ist, hängt vom Wetter und von der Temperatur ab. Die Übersicht Pollenflug in Echtzeit verrät Ihnen, welche Pollen in Ihrer Region aktiv sind und wie hoch die Belastung ist.
Vorbeugen lohnt sich
Je früher die Prävention beginnt, desto besser. «Das Risiko, eine Allergie zu entwickeln, lässt sich bereits vor der Geburt reduzieren – durch die Mutter», sagt Bettina Ravazzolo von aha! Allergiezentrum Schweiz. Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung während der Schwangerschaft hilft dabei. Werdende Mütter sollten Rauchen und Passivrauchen vermeiden. Zudem ist empfehlenswert, Babys in den ersten vier Monaten nach der Geburt wenn möglich ausschliesslich zu stillen. Dadurch wird das Allergierisiko des Kindes erheblich gesenkt.
Pollenfrei(er) durch den Alltag
Liegt eine Allergie vor, gehen Sie den Pollen möglichst aus dem Weg. Halten Sie sich bei schönem, windigem Wetter nur kurz an der frischen Luft auf und tragen Sie eine Sonnenbrille. Verlegen Sie sportliche Aktivitäten nach drinnen. Während der Pollensaison sollten Sie nur stosslüften und die Wäsche nicht im Freien trocknen lassen. Bewahren Sie getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer auf und waschen Sie Ihre Haare vor dem Schlafengehen.
5 spannende Fakten
- Es gibt immer mehr Pollenallergiker*innen: Anfang des 20. Jahrhunderts war 1 von 100 Personen betroffen, heute 20 von 100.
- Früher galten Allergien als Kinderkrankheit, aus der man herauswächst. Allergien können jedoch in jedem Alter auftreten – späte Ausbrüche sind sogar immer häufiger.
- Wegen der Luftverschmutzung produzieren Pflanzen mehr Allergene. Pollen werden dadurch aggressiver.
- Nach 30 Minuten ausgiebigem Regen ist Blütenstaub in der Regel aus der Luft gewaschen.
- Bleibt eine Pollenallergie längere Zeit unbehandelt, kann sich allergisches Asthma daraus entwickeln.
Symptome lindern
Um die Symptome in den Griff zu bekommen, reichen Antihistaminika meist aus – teilweise in Kombination mit Kortisonpräparaten. «Eine andere Behandlungsmethode ist die allergenspezifische Immuntherapie beziehungsweise Desensibilisierung», sagt Allergieexpertin Bettina Ravazzolo. Damit können Sie die Beschwerden um bis zu 80 Prozent senken und den Medikamentenverbrauch deutlich reduzieren.
Bettina Ravazzolo

Bettina Ravazzolo ist Expertin bei aha! Allergiezentrum Schweiz.





