Reto Raselli steht mit seinem Neffen Fabrizio auf einem der Kräuter- und Blumenfelder des Familienbetriebs in Le Prese. Vor 44 Jahren beginnt Reto Raselli hier mit dem Anbau von Heilkräutern. 450 Kilogramm erntet er im ersten Jahr, es ist eher ein Hobby als ein Geschäft. Heute sind es 40 Tonnen. Teekräuter wie Brennnessel, Pfefferminze, Salbei, Eisenkraut und Zitronenmelisse dominieren die Felder, während Kornblumen und Ringelblumen für blaue und gelbe Farbtupfer sorgen.
Der Biopionier
1981 übernimmt Reto Raselli den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern. Inspiriert von Entwicklungskonzepten beginnt er mit anderen Bauern, Setzlinge wie Eibisch und Schafgarbe zu pflanzen – und setzt von Beginn auf biologische Landwirtschaft. Damals belächelt, heute selbstverständlich: 95 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Puschlav sind biologisch bewirtschaftet.
Ri-co-la!
Eine erste Professionalisierung setzt 1985 ein, als sich Hans-Peter Richterich bei Raselli meldet. Der Ricola-Patron will zukünftig bei den Bonbons auf Swissness setzen. Statt die 13 Kräuter der Rezeptur in aller Welt einzukaufen, sucht er verlässliche Kräuterbauern in der Schweiz – und findet sie im Puschlav. Seitdem kann Ricola mit dem Slogan «Mit Schweizer Alpenkräutern» werben, während die Kräuterbauern im Puschlav von einer berechenbaren Nachfrage zu fairen Preisen profitieren.
Der Klimawandel
Fabrizio Raselli streift durchs Feld und untersucht das Blattwerk. Seit sieben Jahren pachtet und bewirtschaftet er den landwirtschaftlichen Betrieb seines Onkels Reto, zu dem neben den knapp 15 Hektar grossen Kräuterfeldern auch die Viehzucht gehört. Dass die Kräuter dieses Jahr trotz der Hitze im Juni gut gedeihen, ist keine Selbstverständlichkeit. Der Klimawandel hinterlässt auch im Puschlav seine Spuren. Reto Raselli bleibt weiterhin für die Teeproduktion und -vermarktung zuständig – je nach Jahr erntet er 30 bis 40 Tonnen Kräutern.
Der Teeproduzent
Zum Teeproduzenten wird Raselli erst Ende der 1990er-Jahre. Als erster Detailhändler geht Coop eine Kooperation mit Bio Suisse ein und lanciert den Coop Naturaplan. Infolgedessen baut Coop ein Sortiment an Schweizer Biokräutertees auf – und ist bis heute Rasellis grösster Kunde. Mit der Teeproduktion wird Reto Raselli zum Unternehmer, denn diese erfordert Maschinen und damit Investitionen. In Bern findet er einen Ingenieur, der ihm eine schonende Trocknungsanlage konstruiert. «Die Temperatur darf 40 Grad nicht überschreiten, sonst gehen die ätherischen Öle der Pflanze verloren», erklärt Raselli. Mit der Zeit kommt eine Zerkleinerungsanlage dazu, 2013 ein Lager und eine Abpackanlage, die bis zu 180 Teebeutel pro Minute produziert. Seitdem entsteht Raselli-Tee von der Pflanze bis zum Teebeutel in Le Prese. Darauf genehmigt sich Reto Raselli einen Schluck von seinem Lieblingstee: Bergkräuter mit Edelweiss.
Einblick in die Teeproduktion bei Raselli im Puschlav:


Kundenmagazin Clever 3/2025
Dieser Beitrag erschien im Kundenmagazin Clever. Entdecken Sie noch weitere Beiträge.









