Wie gelingt der Aufbruch ins Neue? Dr. Sibylle Tobler spricht über Mut, Klarheit und Wandel im Leben. Oft sind es gar nicht die Ereignisse an sich, die uns herausfordern, sondern unsere Sicht- und Denkweisen sowie Gefühle, die bestimmen, wie wir eine Situation wahrnehmen. Dr. Tobler erklärt: Unser Gehirn «speichert» im Laufe des Lebens bestimmte Denk- und Verhaltensmuster, sodass wir automatisch in alte Gewohnheiten zurückfallen und/oder Neuem teils skeptisch gegenüberstehen. Doch unser Gehirn bleibt lebenslang formbar. Wer lernen möchte, Veränderungen kompetent zu meistern, kann das trainieren – mit Bewusstsein, Geduld und etwas Disziplin.
Wie kann man sich seelisch auf einen grösseren beruflichen oder persönlichen Umbruch vorbereiten?
Es ist wichtig, genau hinzuschauen: Was verändert sich konkret? Was waren meine Energiespender? Wovon nehme ich gerne Abschied, wovon ungern? Was soll neu, anders werden? Was will und kann ich dafür tun? Ein lebendiges inneres Bild vom neuen Leben ist die Basis dafür, dass dieses gelingt. Ich nenne das «motivierender Horizont». Und dann braucht es am Ende Mut, die neuen Wege auch zu beschreiten.
Und wenn die Veränderung plötzlich kommt, zum Beispiel durch eine Kündigung?
Auch hier gilt: Genau hinschauen, was eigentlich los ist. Was sind die Fakten? Und dann: Perspektiven entwickeln, die es lohnend machen aufzubrechen. Viele Menschen unterschätzen ihr Potenzial, das Leben selbst zu gestalten. Häufig sind bei plötzlichen Veränderungen negative Gefühle vorherrschend. Das ist okay, saugt aber auf Dauer Energie ab. Wer Mut zum Aufbruch hat, wird an Veränderungen wachsen.
Woher kommt die Skepsis gegenüber Veränderungen?
Wir wissen nicht, wie das Neue sein wird. Das setzt uns in einen Alarmmodus – der kann nützlich sein, aber auch eine Bremse. Viele Menschen wünschen sich Veränderung, schrecken aber davor zurück. «Ich bin zu alt», sagen sie, oder: «Geht bei mir nicht.» Dabei zeigen neurobiologische Studien, dass unser Gehirn und Körper lebenslang veränderbar bleiben. Es ist nie zu spät, sein Leben zu ändern.
Was möchten Sie unseren Leser*innen auf den Weg geben?
Das Ende des einen kann der Anfang des anderen sein. Und auf dem Neuen sollte der Fokus liegen. Das kann ganz Unterschiedliches sein: zum Beispiel sich all dem zu widmen, wofür man lange zu wenig Zeit hatte, oder dem bisherigen Tätigkeitsfeld auf andere Art verbunden zu bleiben. Bleiben Sie offen und sehen Sie auch kleine Erfolge. So stärken Sie das Vertrauen ins Gelingen.
Wichtigste Erkenntnisse
- Veränderung kann befreiend sein.
- Jede Veränderung – ob gewollt oder unerwartet – erfordert eine ehrliche Reflexion der eigenen Situation und der möglichen Handlungsoptionen.
- Haben Sie Mut, Ihren eigenen Weg zu gehen und sich von den Erwartungen anderer zu lösen.
- Gute Ideen und Lösungen entstehen oft in Ruhe oder mit etwas Abstand zum Auslöser.
- Wenn Selbstreflexion nicht weiterhilft, ziehen Sie Freund*innen oder Familie zurate.
- Seien Sie zu Ihnen selbst ehrlich – das ist die Grundlage für jede Veränderung.
Sibylle Tobler

Dr. Sibylle Tobler ist Autorin, Referentin und Beraterin. Seit 1995 beschäftigt sich Sibylle Tobler in Praxis und Theorie mit der Frage, was im Umgang mit Veränderung vorwärtsführt und wie entsprechende Prozesse fundiert und effektiv angeregt werden können.
Kundenmagazin Clever 4/2025
Dieser Beitrag erschien im Kundenmagazin Clever. Entdecken Sie noch weitere Beiträge zum Thema Wandel und Neuanfang.





