Ist Zucker (un)gesund?
Der Körper braucht Zucker, aber nicht in Form von zugesetztem Zucker in Süssigkeiten und Softdrinks, sondern als natürliche Glukose. Sie liefert Energie für Zellen, insbesondere im Gehirn und Nervensystem. Glukose nehmen wir hauptsächlich über Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Kartoffeln auf. Zugesetzter Zucker ist hingegen nicht lebensnotwendig und kann bei übermässigem Konsum zu Übergewicht, Diabetes, Karies und Darmproblemen führen.
Wieso schmeckt Süsses so gut?
In der Natur steht süsser Geschmack für einen hohen Energiegehalt. Fanden unsere Vorfahren eine reife Frucht, bissen sie mit gutem Gewissen hinein – ein wertvoller Energiespender in kalorienarmen Zeiten. Diesen angeborenen Überlebensmechanismus bestätigen auch Studien: Schon Neugeborene greifen bevorzugt nach Süssem. Zudem stimuliert Zucker das Belohnungssystem im Gehirn – und zwar stärker als Kokain.
Wie viel Zucker pro Tag?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt maximal zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr als zugesetzten Zucker – rund 50 g für Erwachsene, 37 g für Kinder. Zum Vergleich: Eine Dose Cola enthält etwa 35 Gramm Zucker.
Wo ist der Zuckerkonsum am höchsten?
Besonders viel Zucker wird in den USA konsumiert (126 Gramm pro Person und Tag), deutlich weniger hingegen in Indien (rund 50 g). In der Schweiz liegt der Wert bei täglich 100 Gramm Zucker pro Person und Tag. Das entspricht 25 Würfelzucker und ist doppelt so viel, wie die WHO empfiehlt. Mit Folgen: Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit), die zumindest im Zusammenhang mit zu hohem Zuckerkonsum stehen, verursachen in der Schweiz jährlich Gesundheitskosten von rund acht Milliarden Franken.
Auf welche zuckerhaltigen Lebensmittel sollte man eher verzichten?
Am wirksamsten lässt sich der Zuckerkonsum drosseln, indem man auf Süssgetränke verzichtet. Zumal in der Schweiz viele Softdrinks mehr als doppelt so viel Zucker enthalten wie etwa in Grossbritannien, wo die Industrie eine Zuckersteuer bezahlen muss. Stark zuckerhaltig sind oft auch Fruchtsäfte und Smoothies, auch wenn der Zucker oft natürlicherweise enthalten ist. Selbst ein Becher Fruchtjoghurt enthält im Schnitt 14 Gramm zugesetzten Zucker.
Initiativen zur Zuckerreduktion
Seit der Weltausstellung in Mailand im Jahr 2015 haben aktuell 21 Schweizer Lebensmittel-, Getränke- und Detailhändler vereinbart, den Zuckergehalt ihrer Produkte zu senken. Dennoch bleibt die Zeitschrift «Beobachter» kritisch: Obwohl zuckerfreie Getränke ins Sortiment aufgenommen wurden, bleiben die Verkaufsschlager weiterhin stark gesüsst.
Quellen: BAG (2019): Kosten von Übergewicht und Adipositas / Beauchamp et al. (2011): Flavor perception in human infants / Lenoir et al. (2007): Intense sweetness surpasses cocaine reward / SRF (2019): Das süssere Leben in der Schweiz / Swissinfo (2023): Why Switzerland’s sugar addiction is unlikely to change / WHO (2015): Guideline sugars intake





